Flüchtlingsarbeit

Warum fünf US-Studenten in Warstein Migration untersuchen

Anfang September findet im Warsteiner Rathaus ein „Kick-Off-Meeting“ für das Projekt der US-Studenten statt.

Anfang September findet im Warsteiner Rathaus ein „Kick-Off-Meeting“ für das Projekt der US-Studenten statt.

Foto: Sebastian Hahn

Warstein.   Fünf Studenten vom Worcester Polytechnic Institute aus Massachusetts kommen ab September nach Warstein. Ihr Fokus: Die Flüchtlingsarbeit.

Für ihre Bachelor-Arbeit zum Thema „Migration in Deutschland“ kommen fünf Studenten des Worcester Polytechnic Institutes in Massachusetts ab dem 10. September nach Warstein, um sich die Integrations- und Flüchtlingsarbeit vor Ort anzuschauen und diese zu analysieren. Die amerikanischen Studenten, die bis zum 19. Oktober in der Stadt bleiben, werden dabei vom Ex-SPD-Fraktionsvorsitzenden Gerd Flaig betreut.

„Bürgermeister Thomas Schöne hat mich gefragt, ob ich dazu nicht Lust und Zeit hätte. Angesichts der Tatsache, dass ich einst als Fabrikleiter in England gearbeitet habe und Englisch fast wie eine Muttersprache beherrsche, habe ich sofort zugesagt“, erklärt Flaig gegenüber der WESTFALENPOST. Mit einem sogenannten Kick-Off-Meeting Anfang September, indem sich die Studenten auch zum ersten Mal mit drei Flüchtlingen treffen, startet das Projekt der US-Studenten offiziell.

Kontakt mit Schulkollegin

Bürgermeister Thomas Schöne war es auch, der den Anstoß zum Projekt im Herbst 2016 gab. Über Prof. Gabriele Thelen, Dekanin für Wirtschafts-, Kultur- und Rechtswissenschaften an der Hochschule Konstanz, entstand die Idee über eine Forschungsarbeit zur Flüchtlingsintegration in Warstein. „Die gute und ruhige Organisation der Flüchtlingsarbeit im Stadtgebiet hat sich herumgesprochen. Es kamen beispielsweise Flüchtlingsfamilien aus dem Frankfurter Raum hierher, weil sie von anderen Flüchtlingen von der guten Situation hier gehört haben“, erklärt Flaig.

Gabriele Thelen hat ebenfalls Warsteiner Wurzeln: Sie kommt ursprünglich aus Suttrop und hat mit Bürgermeister Schöne gemeinsam das Abitur gemacht. „Professor Thelen hat die Idee dann über den Großen Teich gebracht und einen Dozenten in Worcester kontaktiert. Dieser hat das Angebot dann seinen Soziologie-Studenten unterbreitet“, ergänzt Gerd Flaig.

Von insgesamt 30 Studierenden kommen nun fünf nach Warstein: Drei Männer und zwei Frauen, alle 20 Jahre alt. Für ihren knapp sechswöchigen Aufenthalt kommen sie in dem Haus von Ex-Bürgermeister Manfred Gödde unter. Flaig: „Die Studenten finanzieren sich den Besuch komplett selbst. Über ein Stipendium erhalten sie einen Teil der Reisekosten zurück. Die Stadt gibt für den Besuch der amerikanischen Studenten also keinen Cent aus.“

Zusammenarbeit mit der Stadt

Dennoch ist die Arbeit der Studenten eng mit der Arbeit der Stadt verwoben. Im Rahmen ihres Aufenthalts sprechen sie nicht nur mit Flüchtlingen und ehrenamtlichen Helfern, sondern bekommen von Gerd Flaig auch die rechtlichen Grundlagen für einen Asylantrag in Deutschland beigebracht.

„Wir haben in der Unterkunft der Studenten einen Raum, in dem wir mit Power-Point-Präsentationen arbeiten können. Außerdem besuchen wir Job-Center, Ausländerbehörde und Sozialamt, um diese ebenfalls in die Arbeit mit einzubeziehen“, sagt Flaig. Zudem seien Gespräche mit Warsteiner Unternehmen angesetzt, die Flüchtlinge aufgenommen haben.

Dabei haben die US-Amerikaner ein straffes Programm: „Wir haben bereits im Vorfeld einen klaren Kalender abgesteckt: Rund ein Drittel der Zeit werden Gespräche und Termine einnehmen. Die restlichen zwei Drittel sind als Schreibphase angedacht. Ich gehe aber nicht davon aus, dass die Studenten in Warstein schon mit ihren Arbeiten fertig werden“, so Flaig.

Ganz ohne Vorteile für die Stadt sollen die Bachelor-Arbeiten der Studenten natürlich auch nicht sein: „Die Flüchtlingsarbeit im Stadtgebiet ist weitestgehend ruhig und problemlos abgelaufen, daher ist Warstein für viele ein Vorbild. Wir wollen aber trotzdem wissen, was gut gelaufen ist und was noch verbessert werden kann. So eine Analyse erhoffen wir uns durch die Arbeiten der Studenten“, erklärt Flaig.

Ergebnisse erst nach Oktober

Auf das endgültige Ergebnis wird der SPD-Ratsherr allerdings wohl noch etwas warten müssen: „Natürlich beginnen die Studenten schon in Warstein mit dem Schreiben. Wenn sie im Oktober abreisen, werden sie aber lange noch nicht fertig sein.“

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